Aidsprävention im Bus
Der Bus von Bobo Dioulasso nach Banfora ist komfortmässig klar eine Stufe tiefer als jener zwischen Ouagadougou und Bobo Dioulasso. Schon als ich einsteige, spüre ich die Enge des Busses. Jetzt sind 5 Sitze pro Reihe vorhanden. Wenn man weiss, dass hier in Burkina normalerweise pro 2 Sitze oft 3 Personen Platz finden, dann wird auch klar, dass mein Sitz bereits doppelt belegt ist. Ich quetsche mich also noch irgendwie in die Reihe. Insgesamt sind wir nun 7 Personen auf 5 Sitzen. Vermutlich habe ich als Weisser einen kleinen Vorteil, weshalb wir so viel Platz haben.
Meine Knie bohren sich kräftig in die Rücklehne vor mir, gleichzeitig spüre ich mindestens 2 Knies von hinten. Solange der Bus steht, geht ja noch alles gut, man versucht einfach, sich so bequem wie möglich einzunisten. Sobald jedoch der Bus anfährt, ändert sich die Situation. Offenbar ist die Kupplungsscheibe schon stark mit Sand versetzt. Beim Anfahren greift auf jeden Fall jedes einzelne Sandkorn separat ein. Jedes Anfahren ist ein Ruckeln und Reissen, das sich perfekt via die eigenen oder dritte Kniescheiben auf mein Knochengestell überträgt. Mein Pech ist, dass ich auch noch am Fenster auf der Sonnenseite des Busses sitze. So geniesse ich die volle Sonne durchs Fenster und die körperliche Wärme meiner Mitreisenden aus nächster Nähe. Nun ja, eine gute Stunde würde ich das ja wohl noch aushalten.
Nach rund 10 Minuten steht plötzlich jemand auf und beginnt, auf die Leute einzureden. Ich verstehe kein Wort, obwohl es offenbar französisch ist. Als ich mich gerade wieder meinen Kniescheiben widmen will, beginnt hinter mir ein Mann ganz aufgeregt Antworten an den stehenden Mann zu geben. Die Diskussion wird plötzlich heftig und immer lauter. Immer mehr Leute machen mit und diskutieren querbeet. Mit der Zeit merke ich, dass der erste Mann versucht, Aids-Prävention zu machen. Er erklärt, weshalb nur geschützter Sex zulässig ist, etc. Das führt dann zu grossen Diskussionen, da nicht alle Leute bereit sind, solche Themen in der Öffentlichkeit zu besprechen! Das Palaver wogt einige Minuten hin und her, dann wechselt unser Heilsbringer zu Magenproblemen und der Malaria. Erneut erzählt er den Leuten, wie solche Krankheiten verhindert oder kuriert werden. Selbstverständlich zeigt er dies auch sehr bildlich. Gerade die Magenprobleme kann er mit viel Mimik und Geräuschen untermauern. Zum Schluss zieht er dann irgendwelche Medikamente hervor, die er verkaufen will! Inwieweit diese Präventionsmedizin jetzt sinnvoll war, und wie viel einfach seinem Geschäft dienen sollte, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall sind meine Kniescheiben jetzt vor Aids und Magenproblemen gewarnt.